Mischtextilien im Recycling: Ein Durchbruch in Sicht?
Die Modeindustrie hat ein massives Recyclingproblem: Rund 69 Prozent aller Textilien bestehen heute aus Mischfasern wie Polyester, Elasthan oder Nylon, kombiniert mit Naturfasern. Was die Kleidung elastisch, strapazierfähig und günstig macht, erschwert am Ende ihres Lebenszyklus die Wiederverwertung – bislang galt das Recycling von Mischgeweben als nahezu unmöglich.
Die Folge: Laut Ellen MacArthur Foundation werden weltweit etwa 87 Prozent aller Textilien nicht recycelt. Sie landen auf Deponien, werden verbrannt oder minderwertig weiterverarbeitet.
Doch nun könnte ein Forschungsteam einen Durchbruch erzielt haben. In der Fachzeitschrift Science Advances stellten Wissenschaftler ein Verfahren vor, das Mischgewebe innerhalb von nur 15 Minuten in seine molekularen Bausteine zerlegt. Baumwolle, Polyester oder Nylon lassen sich so wieder in hochwertige Rohstoffe verwandeln – und zwar ohne den bislang aufwendigen Sortierprozess.
Das Potenzial ist enorm: Aus den gewonnenen Molekülen könnten nicht nur neue Stoffe für die Modeindustrie entstehen, sondern auch Materialien für Verpackungen oder Fischernetze. Die Forschenden wagen eine kühne Prognose: Mit ihrer Technologie ließe sich eine globale Textilkreislaufquote von bis zu 88 Prozent erreichen.
Ganz ohne kritische Anmerkung kommt die Studie jedoch nicht aus. Auch wenn Recycling-Technologien rasant voranschreiten, bleibt klar: Weniger Konsum, längere Nutzung und Secondhand-Mode sind weiterhin entscheidende Stellschrauben, um die Modeindustrie nachhaltiger zu gestalten.
Ein Recycling-Wunder allein wird das Problem der Überproduktion nicht lösen – doch es könnte ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft sein.
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